Ostern, Ostern, Frühlingswehen!
Ostern, Ostern, Auferstehen
Aus der tiefen Grabesnacht!
Blumen sollen fröhlich blühen,
Herzen sollen heimlich glühen,
Denn der Heiland ist erwacht.
Liebe ältere Gemeindeglieder
Österliche Freudenzeit heissen die Tage nach Ostern, die wir jetzt verleben. Und fürwahr, eine Freudenzeit ist die Zeit zwischen Ostern und Auffahrt allemal! Eine Zeit, wo wir den lebendigen Heiland unter uns wissen, wo er sich uns durch viele Erweise seiner Gegenwart zeigt.
Allerdings ist diese unsere Freude getrübt durch die anhaltenden Einschränkungen, die durch die Virus-Pandemie verursacht worden sind. Es stimmt uns traurig, dass sie uns besonders betreffen.
Ich kann mir gut vorstellen, was in Ihnen jetzt vorgeht, wo doch der Frühling mit seiner wunderbaren Erneuerung der Schöpfung bei uns Einzug gehalten hat. Wie gerne würden wir unter die Menschen gehen, Ausflüge machen oder verreisen, um sein Wirken hautnah zu spüren! Wie gerne würden wir in Gottes freier Natur am Grünen und Blühen teilhaben!
Da ist es nur ein kleiner Trost zu wissen, dass viele Menschen weltweit von dieser
Heimsuchung betroffen sind. Aus meinen ehemaligen Gemeinden in Deutschland erhalte ich die Meldung, dass Ihre Altersgenosssen dort ebenso unter der jetzigen Situation leiden. Und natürlich vermissen sie – wie Sie auch – ihre Kinder und Enkel!
Ich will nun gar nicht diese missliche, ja fürchterliche Situation kleinreden. Ich will sie nicht herunterspielen nach dem Motto «Alles halb so schlimm»! Und ja, auch die wirtschaftlichen Folgen dieser über uns hereinbrechenden Krise sind noch längst nicht absehbar!
Jedoch weiss ich, dass da ein Vater in den Himmeln ist, der seinen Kindern nichts Schlechtes gönnt. ER lässt sie manchmal Wege gehen, die sie nicht verstehen, die unbegreiflich sind.
Das ganz gewiss. Und doch will ER sie nur dadurch näher zu sich heranführen. Die Verbindung zu ihnen will er dadurch nur fester machen. Seiner Liebe sollen sie durch alle Unbilden der Zeit hindurch gewiss werden.
So scheint die Sonne als Licht- und Lebensspender nicht nur jeden Tag auf uns herunter. Sie flutet nicht nur durch die ganze Schöpfung, und ihre Wärme tut Mensch und Tier gleich wohl. Auch in unsere Herzen fallen ihre Strahlen hinein. Sie machen sie hell. Sie sind Zeichen seiner Gnade, die er uns unverdient zukommen lässt. Ja, «seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu» (Klagelieder 3,23).
Ungleich schöner drückt es Gerhard Tersteegen aus, wenn er in einem seiner Lieder singt:
Du durchdringest alles;
lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen willig sich entfalten
und der Sonne stille halten,
lass mich so
still und froh
deine Strahlen fassen
und dich wirken lassen.
So wollen wir Gott die Ehre geben, indem wir ihn tun und walten lassen, wie er es für richtig hält. Wir wollen ihm vertrauen, dass er «viel tausend Weisen hat, zu helfen aus der Not».
Wir setzen unsere ganze Hoffnung auf ihn, wo er uns den Heiland, den Herrn Jesus Christus zu unserer Rettung geschickt hat. Durch ihn hat Er noch allemal die Mächte der Finsternis und des Todes überwunden. Vertrauen aber dürfen wir auch unseren Wissenschaftlern und Ärzten, den Krankenschwestern und dem Pflegepersonal, dass sie das Ihre tun, um alles zum Guten zu wenden. Keiner von uns ist allein! Wir sind alle miteinander verbunden. Auch unsere Lieben, die nicht bei uns sein können, denken an uns und sind in unseren Herzen gegenwärtig. Wir alle sind gehalten von einer Macht, in der wir uns geborgen fühlen. So wünsche ich Ihnen für die nächste Zeit ein fröhliches Herz und guten Mut und beende meinen Brief mit Worten von Jörg Zink:
In der Osterzeit
sind die Quellen und Bäche am lebendigsten.
Alle die Berge aus Schnee und Eis
rinnen, flüssig geworden,
durch die Adern der Erde,
reinigen sich im Geklüft zwischen den Steinen
und springen aus dem Waldboden,
und weil so viel Wasser nachdrängt,
ist das Plaudern und Murmeln der Quellen
so lebhaft, heiter wie ein Gelächter
oder wie ein munteres Gespräch
unsichtbarer Geister, die vom Leben erzählen
und von den vielen neuen Anfängen überall.
«Des Menschen Seele gleicht dem Wasser», sagt Goethe. Das ist wahr.
Aber das Wasser redet auch von einer Lebendigkeit,
die die Seele nicht aus sich selbst hat,
und von einem Glück,
das sie aus einer anderen Quelle gewinnt.
In herzlicher Verbundenheit grüsst Sie
Ihr Pfarrer Christoph Sauer